Aus der gegenwärtigen redaktionellen Arbeit mit Fotografie sind analoge Materialien und Prozesse nahezu vollständig verschwunden. Dies betrifft zumal die Arbeit mit Kontaktbögen. Wie groß deren Bedeutung zu Zeiten der dominierenden Kleinbildfotografie einst war, zeigt sich daran, dass in analogen Bildarchiven diese auf einem Bogen Kopierpapier zusammengeführten Direktkopien von Negativfilmstreifen in tausenden Exemplaren vertreten sind. Der Kontaktbogen wird gelegentlich als Skizzenbuch der Fotografie bezeichnet, was seine Funktion und Bedeutung innerhalb des kreativen Prozesses der Redaktion hervorhebt. Kontaktbögen enthalten vielfach Spuren nicht nur fotografischen, sondern auch redaktionellen Handelns, indem sie vor allem die Auswahl- und Wertungsprozesse dokumentieren. Wie sich etwa an der Präsentation der „Magnum Contact Sheets“ zeigt, ist die Auseinandersetzung mit ihnen inzwischen etablierter Bestandteil der Erzählung über Fotografie. Das analoge „Stern“-Fotoarchiv, eines der größten erhaltenen Pressebildarchive, bewahrt 3 424 Ordner gefüllt mit Exemplaren dieser ‚Schnittstelle‘ zwischen Film und Heftseite. Sie werden seit 2019 durch die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) in München digitalisiert, erschlossen und für die öffentliche Nutzung bereitgestellt. Der Beitrag befasst sich mit der Materialität, Symbolik und dem Potenzial des Kontaktbogens am Beispiel dieser Bestände.