Die fotografisch beschriebene Welt ist heute zumeist eine in Farbe. Vor allem bei angewandten Gebrauchsweisen des Mediums, wie beispielsweise der Repro- und Werbefotografie, geht mit ihr nicht selten das Versprechen chromatischer Treue einher. Doch was genau steht hinter einem solchen Umgang mit farbigen Fotografien? Am Beispiel eines als farbtreu bezeichneten fotografischen Verfahrens werden die apparativen Bedingungen digitaler Farbigkeit untersucht und die ihnen zugrundeliegenden Ideen kritisch befragt: Der Prozess offenbart kalkulatorische, technische Vorentscheidungen und -einstellungen, von denen das fehleranfällige fotografierende Subjekt auch aus ökonomischen Gründen weitgehend ausgeschlossen ist. Nicht zuletzt dient das Verfahren der virtuellen Übermittlung von Ware als möglichst exakter bildlicher Präsenzmachung von materiell Abwesendem. Die Gewährleistung von chromatischer Akkuratesse in digitalen Fotos funktioniert dabei innerhalb ihrer apparativen Bedingungen – doch epistemisch bleibt sie letztlich immer nur eine unsichtbare und vorentschiedene Möglichkeit des Bildes.